Wie der Herausforderung Food Waste begegnen?
Food Waste ist ein weltweites Problem, bei dem 13% der nach der Ernte produzierten Lebensmittel bis zum Handel verloren gehen und weitere 17% in Handel, Gastronomie und Haushalten verschwendet werden. Dies hat gravierende ökologische, wirtschaftliche und soziale Auswirkungen. 8% der globalen Treibhausgasemmissionen gehen auf Food Waste zurück – wäre Food Waste ein Staat, wäre er der drittgrößte CO2 Emittent hinter China und den USA. Die negativen Konsequenzen führen in der Gesellschaft zu einem gestiegenen Problembewusstsein, welches jedoch nicht immer eine Änderung des Handels hervorruft. Die Herausforderung des Food Waste Problems erfordert gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Maßnahmen.
Welche Maßnahmen zur Food Waste Reduktion werden für die Ebenen der Gesellschaft, des Handels und der Politik vorgeschlagen?
- Gesellschaft: Neben Bildungskampagnen zur Vermittlung von Wissen, wie zum Beispiel der Umgang mit Mindesthaltbarkeitsdaten, ist es notwendig, das Selbstbewusstsein im Umgang mit Lebensmitteln zu stärken und die Fähigkeiten in der Küche zu fördern. Dies ermöglicht es den Menschen, die Bedenken abzulegen, kreative Gerichte aus übrig gebliebenen Lebensmitteln zu kreieren und sich von starren Rezepten zu lösen.
- Handel: Verpackungsformate sollten an den Bedarf der Verbraucher angepasst werden (Bsp. Obst und Gemüse als lose Kiloware anstatt im Dreierpack). Die Förderung von Food-Waste-Vermeidung erfordert ein positives Image, das sich zu einer Massenbewegung entwickeln sollte. Hemmnisse wie Bedenken hinsichtlich des Ansehens beim Kauf reduzierter Produkte aus der "Resteecke" sollten durch gezieltes Marketing und eine positivere Positionierung überwunden werden.
- Politik: Ein verbindliches Monitoring entlang der Wertschöpfungskette von Food-Waste ist notwendig, um eine genaue Datenlage zu erhalten und somit die bedeutendsten Einsparungspotenziale und Herausforderungen zu identifizieren. Gleichzeitig sollte eine Lockerung der internationalen Handelsnormen und privatwirtschaftlichen Qualitätsanforderungen in Betracht gezogen werden, um sicherzustellen, dass frisches Obst und Gemüse nicht mehr allein aufgrund äußerlicher Merkmale aussortiert werden muss.
Steffi, Head of Academy & Partnerships
Planetary Health Kommunikation hat Potenzial in der Verhaltensveränderung von Konsumenten - kann aber auch Schaden anrichten
Eine Studie von Nilsen zeigt, dass sich Nachhaltigkeit als Thema in der Werbekommunikation über alle Branchen etabliert hat. Eine weitere Studie zur Reaktanz in der Gesundheitskommunikation, kürzlich erschienen im Journal of Health Communication, beweist und beschreibt den psychologischen Effekt der Reaktanz bei Konsument:innen, die Kampagnen ausgesetzt sind, mit der Intention, Menschen von einem gesunden Verhalten zu überzeugen.
Hier geht es nicht nur um gesundes und nachhaltiges Essen, aber eben auch. Es besteht also das Potenzial, dass viele Botschaften zu nachhaltiger Ernährung gesendet werden, beim Konsumenten aber ein gegenteiliger Effekt im Verhalten eintritt.
Wie können wir also zu nachhaltiger und Planetary Health Ernährung kommunizieren und positive Veränderungspotenziale freisetzen? Hier sind drei Ansätze für praktische Kommunikation für mehr Planetary Health:
- Dem Konsumenten auf Augenhöhe begegnen und nicht erziehen wollen: Zu oft zeigt sich, dass Sender von Botschaften der Ansicht sind, sie wissen mehr als die Empfänger und müssten ihnen Nachhaltigkeitswissen vermitteln (à la wusstest du, dass..). Erziehungsversuche führen aber oftmals zur beschriebenen Reaktanz. Besser ist es, Konsumenten in ihrer Lebensrealität abzuholen und auf deren Bedürfnisse einzugehen.
- Spaß haben statt nur zu Mahnen: In einer Welt voller Krisen, in der jedes Unternehmen und jedes Projekt einen Purpose zur Existenzberechtigung braucht, ist uns viel Spaß und Freude in der Kommunikation abhanden gekommen. Ich bin überzeugt, dass auch in Deutschland viele Menschen unter der anhaltenden Belastung von Krisen und schlechten Nachrichten leiden. Dieser Überforderung kann man mit positiven Botschaften und Lockerheit begegnen - auch wenn das Thema einen ernsten Hintergrund hat.
- Konsumenten mit echten Vorteilen und Innovation überzeugen: Wir hatten das Thema auch im letzten Food Campus Newsletter: Coole Sprüche und Packagings sind einiges wert und helfen sicher, bestimmte Milieus für Marken und Produkte zu überzeugen. In einer Welt, in der Planetary Unhealthy Produkte günstiger sind als Alternativen, brauchen wir aber vor allem echte Produktinnovationen und echte Vorteile für den Mainstream, auf die gute Kommunikation eingeht und so inhaltlich überzeugt. Weniger Lifestyle und mehr Funktionalität wagen!
Niklas, Head of Marketing
Intention Action Gap (und was man den größten Hürden fürs Nichtstun entgegnen kann)
Wir haben oft gute Intentionen, aber handeln dann doch nicht. Warum? Im TedTalk von Jeannine Bartz spricht sie darüber, wie dieser Gap durch Kommunikation gelöst werden kann. Sie stellt Learnings für das Thema Recycling vor - ich bin der Meinung, dass man diese Learnings auch in der** Kommunikation zur Planetary Health Diet** anwenden kann und sollte:
- "Ich allein mach keinen Unterschied" - Doch und zwar gemeinsam mit anderen (wie auch McDonalds in deren aktueller Kampagne als Key Message aufgenommen hatten)
- "Das Problem ist zu groß" - Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut, genau so ist es bei der Planetary Health. Aber einzelne und konkrete Themenschwerpunkte können und müssen angegangen werden.
- "Ich bin die / der Einzige, der das macht" - Aufzeigen, wer noch dabei ist und was die anderen gemacht haben.
Theresa, Head of Food Campus Digital