Food Campus Berlin: Wie sieht die Ernährung der Zukunft aus?
Stephanie Wunder: Abwechslungsreich, lecker und vorwiegend pflanzlich.
Food Campus Berlin: Was sind die größten Herausforderungen für die nachhaltige Transformation der Ernährungsindustrie?
Stephanie Wunder: Die große Herausforderung wird es sein, die Ernährungswirtschaft so zu gestalten, dass sie innerhalb der planetaren Grenzen wirtschaftet. Gleichzeitig ist es wichtig, allen Menschen unabhängig von ihren sozio-ökonomischen Voraussetzungen den Zugang zu einer gesundheitsförderlichen und nachhaltigen Ernährung zu ermöglichen. Für beides braucht es veränderte politische Rahmenbedingungen.
Food Campus Berlin: Wie schafft ihr einen positiven Planetary Health Impact?
Stephanie Wunder: Agora Agrar ist ein unabhängiger Thinktank, der an der Schnittstelle von Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und Privatwirtschaft die zentralen Handlungsfelder der Transformation bearbeitet. Wir möchten mit unserer Arbeit dazu beitragen, dass die demokratisch ausgehandelten Nachhaltigkeitsziele erreicht werden. Dazu erstellen wir wissensbasierte Analysen, organisieren Dialoge und entwickeln politisch umsetzbare Lösungswege für ein breites Themenspektrum – vom Umbau der Nutztierhaltung über die Wiedervernässung von Mooren, von nachhaltigem Ackerbau und nachhaltiger Landnutzung in der Bioökonomie bis hin zu einer nachhaltigen Ernährung.
Food Campus Berlin: Welche Statistik/Studie zitierst du gerne und am häufigsten?
Stephanie Wunder: Im Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 2020 unter dem Titel „Nachhaltigere Ernährungspolitik“ sehr gut die wesentlichen ernährungspolitischen Herausforderungen dargelegt, und für Deutschland Lösungsansätze und Maßnahmen formuliert. Auch die Arbeit der EAT-Lancet-Kommission zur „Planetary Health Diet“ ist eine wichtige Referenz.
Food Campus Berlin: Welche sind für dich aktuell die spannendsten Innovationen/Unternehmen/Start-ups/Trends im Bereich Food und warum?
Stephanie Wunder: Ich beobachte mit Spannung, wie Start-ups, die Zivilgesellschaft und Jungunternehmer*innen sich mit Enthusiasmus und Optimismus daran machen, Lösungen voranzutreiben und Dinge einfach auszuprobieren – egal, ob es sich um den Aufbau regionaler Wirtschaftsansätze, solidarische Landwirtschaft, Ernährungsbildung, alternative Proteine etc. handelt. Hier sind viele gute Ansätze zu finden, die durch bessere politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen gefördert werden sollten.
Food Campus Berlin: Deine Vision für die Food-Branche in einem Satz?
Stephanie Wunder: Da halte ich es mit dem Zitat von Mahatma Gandhi: „Be the change you want to see in the world.“
Die schnellen Drei an Stephanie Wunder (Leiterin Team Ernährung / Sustainable Food bei Agora Agrar)
Wieso gerade Food?
Nachhaltigkeit umfasst unglaublich viel: Klimaschutz, sozialen Zusammenhalt, Erhalt der Artenvielfalt, Kreislaufwirtschaft etc. Um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, ist es zentral, dass wir die Transformation des Ernährungssystems gestalten. Ernährung hat auch eine starke kulturelle und soziale Dimension. Wenige Nachhaltigkeitsthemen eignen sich besser, um Nachhaltigkeit erlebbar zu machen und Gemeinschaftlichkeit zu fördern.
Umdenken, was bedeutet das für dich?
Zuhören und andere Perspektiven verstehen.
Was macht deinen Tag perfekt?
Lachen. Viel davon.